146Viataili Hammer Betriebe in die Wirtschaftsförderung einbeziehen Bürgermeister Jürgen Graef, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Energie und Strukturverbesserung. Die Zeche Sachsen in Hamm-Heessen ist seit dem 30. Juni d.J. stillgelegt. Die Mühlen- und Nährmittelwerke Jäckering in Hamm-Westen sind ausgebrannt. Hat die Stadt Hamm Sorgen um die Arbeitsplätze ihrer Einwohner? Als Fachausschuß des Ra- tes der Stadt Hamm befaßt sich mit diesem Problem der Ausschuß für Wirtschaft, Ener- gie und Strukturverbesserung. Dem Ausschuß gehören an: Bürgermeister Graef (CDU) als Vorsitzender, Ratsherr Mora- wietz (SPD) als stellvertreten- der Vorsitzender; weiterhin: von der CDU die Ratsherren Klause, Pampel und Wolf so- wie die Bürgervertreter Prüss und Dr. Maurer; von der SPD die Ratsherren Bosse, Ass- mann, Spiller und Luhofer so- wie die Bürgervertreter Lief - land und Schulz und von der F.D.P. die Bürgervertreter Dürr und Seibert. Für HAMMAGAZIN sprach Irene Stork mit Bürgermeister Jürgen Greet über die wirt- schaftliche Situation der Be- triebe in der Stadt Hamm. HAMMAGAZIN: Die erwähn- ten Ereignisse, aber auch die allgemeine konjunkturelle La- ge bringen einschneidende Veränderungen auch für die gesamte Situation der Hammer Wirtschaft mit sich. Wie ge- denkt Ihr Ausschuß, mit der Situation fertig zu werden? Bürgermeister Graef: Der Rat der Stadt Hamm betrachtet die wirtschaftliche Zukunftssi- cherung als eine seiner wich- tigsten Aufgaben. Es gilt in der zwei heutigen Grundziele zu verfolgen: • Keine sich bietende Gele- genheit ungenutzt lassen, neue Industrie- und Gewer- bebetriebe in Hamm anzu- siedeln. Situation, • Die einheimische Wirtschaft muß unter Ausschöpfung al- ler Möglichkeiten unter- stützt und gefördert werden. Letzteres muß insbesondere durch intensive Kontakte zur Wirtschaft geschehen. Die Firmen müssen an erster Stelle von den vielen För- derungsmöglichkeiten des Bundes und Landes infor- miert werden. Die mögliche finanzielle Hilfe der Stadt ist von Fall zu Fall so verschie- den, daß nur sehr enge Kon- takte und genaue Kenntnis der jeweiligen Situation zu einer richtigen und notwen- digen Unterstützung führen können. HAMMAGAZIN: Gibt es Richtlinien darüber, wann eine Hammer Firma finanzielle Un- terstützung von der Stadt er- warten kann? Bürgermeister Graef: Natür- lich gibt es eine Reihe von Leitlinien und Grundsätzen, wonach Hammer Firmen von der Stadt Unterstützung erhal- ten, wobei man diese „Richt- linien" nicht als eine Art „Sat- zung" auffassen darf. Oberster Grundsatz der Wirtschaftsför- derung ist es daher, Hilfe zur Selbsthilfe zu gewähren. Das besagt, daß die Stadt den Fir- men, die expandieren wollen, bei der Beschaffung von Grundstücken hilft. Das be- deutet aber auch, daß durch die Ausweisung und Herrich- tung von Gewerbe- und Indu- striegebieten die Stadt die In- frastruktur schafft, die es vie- len Firmen erst ermöglicht, neue und damit meistens mo- dernere — was wiederum heißt rentablere — Produktionsstät- ten zu schaffen. Man kann zusammenfas- send sagen, daß das Hauptziel unserer Wirtschaftsförderung darin besteht, die Wirtschaft unseres Raumes an Hamm zu binden, damit sie sich hier wohl fühlt und ihre Probleme zuerst mit uns bespricht, um eventuelle Abwanderungsten- denzen erst gar nicht aufkom- men zu lassen. HAMMAGAZIN: Wie stehen Sie zur Ansiedlung auswärtiger Projekte? Bürgermeister Graef: Bei der ersten Frage erwähnte ich be- reits, daß die Industrie- und Gewerbeansiedlung immer mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht werden sollte. Die Wirtschaftsförderung einer Stadt muß immer ihre Fühler ausstrecken, um ansiedlungs- willige Firmen ausfindig zu machen, mit ihnen sofort Kon- takt aufnehmen und sie so be- raten, daß sie sich nach Mög- lichkeit für Hamm entschei- den, denn wir haben hier eine Menge günstiger Vorausset- zungen. Nur bei der heutigen Situation halte ich es lieber mit dem Sprichwort „Ein Spatz in der Hand ...", d. h. daß die Beziehungen zu ortsansässi- gen Firmen nicht über die Hoffnung auf eventuelle Neu- ansiedlungen vernachlässigt werden dürfen. HAMMAGAZIN: Herr Bür- germeister Graef, ist die Wirt- eigentlich schaftsförderung nur ein Randgebiet in der Tä- tigkeit der Stadtverwaltung? Bürgermeister Graef: Nun, wenn man es von der Verwal- tungsstruktur sieht, so gehört die Wirtschaftsförderung zu den „klassischen Pflichtauf- gaben"; wenn man sie aber in ihrer Gesamtheit „positiv oder auch negativ" betrachtet, so ist dieser Aufgabenbereich sowohl in der Vergangenheit wie auch in Zukunft von aus- schlaggebender Bedeutung, von der alle Bürger unserer Stadt betroffen sind. Die Stadt Hamm ist sich dieser Aufgabe sehr wohl bewußt, denn sie versucht, auf drei Ebenen der Gesamtaufgabe gerecht zu werden: • Die Verkehrsförderung ist bemüht, das allgemeine Image der Stadt im positiven Sinne zu beeinflussen, um damit das Klima zu schaffen, in dem Verhandlungen ge- führt werden können. Es hat Zeiten gegeben, da ist eine Ansiedlung gescheitert, weil kein leitender Angestellter in diese Stadt ziehen wollte. Es ist daher auch unter die- sen Gesichtspunkten sehr wichtig, daß das Gesamter- scheinungsbild der Stadt immer wieder nach außen „verkauft" wird, und zwar mit allen Mitteln der moder- nen Werbung. • Die Wirtschaftsförderung kümmert sich um alle Fir- men, die an einer Ansied- lung bzw. Expansion in- teressiert sind. Darüber hin- aus muß hier der Kontakt zur gesamten Hammer Wirt- schaft gehalten werden. • Die Abteilung Bodenord- nung der Stadt kümmert sich insbesondere um dieje- nigen Firmen, die aus ver- schiedenen Gründen inner- halb der Stadt Hamm umge- setzt werden müssen. Durch alle diese Maßnah- men sind wir zuversichtlich, daß unsere Stadt auch weiter- hin im Landesvergleich und zum Teil sogar auf Bundesebe- ne sehr gut abschneidet. trotz Das Land hat den Antrag der Stadt Hamm auf Zuweisung von Förderungsmitteln, zur Verbesserung der Situation, die durch die Schließung der Zeche Sachsen entstanden ist, mit dem Hinweis abgelehnt, die Stadt Hamm stehe im Lan- desvergleich dieser Schließung sehr günstig. Un- ser Wunsch und Ziel ist es daher, daß wir auch in Zukunft die Schwierigkeiten im Rah- men unserer Möglichkeiten meistern werden und daß die Stadt Hamm weiterhin mit ihrem vielfältigen Angebot an Arbeitsplätzen eine Spitzen- stellung unter den Großstäd- ten behalten wird. 13